heute probiere ich mal den Flixtrain. Ich bin auf dem Weg zur Beerdigung meines Onkels. Ein Familientreffen mit leider traurigem Hintergrund. Der Flixtrain war ein Tipp von meinem Bruder. Damit reist man günstig durch Deutschland und eigentlich bisher super easy. Fahrkarte gebucht, Sitzplatz gleich mit reserviert, damit ich einen Tisch habe und in Ruhe meinen Blog schreiben kann. Es ist auch möglich ohne Platzreservierung zu buchen, dann bekommt man einen Platz zugewiesen. Dank dieses grandiosen Tipps reise ich nun, pünktlich, für nur 35 Euro quer durch Deutschland. Von Hamburg nach Stuttgart. https://www.flixtrain.de/ (Nachteil: es gibt KEINE Klimaanlage)
Unsere letzte Zugreise ist schon über ein Jahr her. Es war im Februar 2022. Valentin war gerade 2,5 Monate alt. Oma Gabi fuhr mit Valentin und mir gemeinsam nach Stockholm. Es war keine Urlaubsreise und trotzdem reiste Valentin hier schon das 3.mal. Wir waren auf dem Weg nach Stockholm ins Karolinska Institut. Über das Karolinska erfuhren wir kurz bevor Valentin geboren wurde. Uns wurde diagnostiziert, dass Valentin die Osteogenisis Imperfecta Stufe 3 hat. In einer sprichwörtlichen Nacht und Nebel Aktion flogen wir mit Valentin im Bauch noch nach Stockholm, um ihm die beste Möglichkeit zu geben, mit möglichst wenig Knochenbrüchen zu leben. Wir nahmen an der boostb4 Studie teil. Valentin bekam die ersten gesunden Stammzellen durch den Bauch transplantiert, die ihm helfen sollten möglichst wenig Brüche zu erleiden. https://www.boostb4.eu/ ( Das ist so ein großes Thema, dass ich euch davon nochmal extra berichte )
Nun sollte Valentin die 2. Stammzellentranplantation bekommen. Also auf nach Schweden… wir dachten uns, mit dem Zug ist es sicherlich einfacher als mit dem Flugzeug. Ehrlich? … es wäre anders einfacher gewesen… Oma, Valentin und ich fuhren also von Hamburg nach Stockholm. Das Problem an dem Tag war, dass wir vorher einen Sturm/Orkan hatten und so kaum Züge richtig fuhren. Aber die erste Etappe sollte ja erstmal nur bis Kopenhagen gehen. Valentin hatte seinen Bugaboo Kinderwagen dabei und wir wollten ihn eigentlich einfach reinschieben.
Das Problem bei diesen dänischen Zügen ist, dass keine Kinderwagen zwischen den Sitzen hindurch passen. Also mussten wir den Kinderwagen komplett auseinander bauen incl. Räder, damit wir das Gestell zwischen die Sitze und Koffer quetschen konnten. So stellten wir einfach das Oberteil quer über 2 Plätze und dachten, so kann Valentin gucken und bequem liegen… aber das war ja zu langweilig für ihn!
Valentin fand es viel besser auf dem Schoß von Oma zu liegen, ganze 5 h ! (ich glaube Oma fand das auch schön 🙂 ) Nach der ersten Tour standen wir nun schon etwas müde auf dem Bahnhof in Kopenhagen. Allerdings war unser gebuchter Zug schon weg (danke an den Sturm) und der Schaffner wollte uns nicht in den Zug lassen, denn in dem Zug nach Schweden ist es nur erlaubt zu reisen, wenn man einen Sitzplatz gebucht hat. Ich stand mittlerweile kurz vor den Tränen und versuchte auf englisch verständlich zu machen, dass wir einen wichtigen Aufenthalt im Karolinska Institut haben. Ich glaube, er hatte dann wirklich Mitleid mit uns und lies uns auf ein paar extra Sitzen für die Schaffner mitfahren.
Müde und kaputt kamen wir drei in Stockholm am HBF an, Jetzt nur noch kurz in die Klinik zur Voraufnahme und dann ins Hotel. Am nächsten Tag sollten Valentin und ich im Krankenhaus einchecken.
Natürlich war auch Hippo mit an Board und Valentin erzählte ihm am Abend im Hotel wie er die Zugfahrt so fand…
Bis dahin war die Stimmung gut. Valentin ahnte noch nicht, was ihm bevor stand.
Nach einer relativ kurzen Nacht zogen Valentin und ich aus dem Hotel aus und ins Karolinska Institut ein.
Die Ärzte und Schwestern im Krankenhaus sind so unbeschreiblich nett. Wir fühlten uns sehr gut aufgehoben und erstklassig betreut. Alle haben sich schon auf Valentin gefreut. Immerhin war er bis dato das erste Baby, welches die Stammzellenspende schon im Mutterleib bekam und so war Valentin schon vor seiner Geburt berühmt.
Trotz Corona durfte Oma zum Glück bei uns bleiben und so verbrachten wir drei zusammen die 2 Tage von morgens bis abends zusammen im Krankenhaus! Oma Gabi versorgte uns mit allem Essbaren was es unten im Shop gab und versuchte die Laune immer weit oben zu halten. Einen Zugang zu legen war bei Valentim immer sehr schwer. Die Schwestern waren schon total verzweifelt, und Valentin und ich erschöpft und müde. Wir waren sehr erleichtert als es endlich klappte. Der erste Schritt war geschafft. Nun mussten nur noch die Stammzellen transplantiert werden! Valentin war so stark – so stark wie er sein ganzes Leben war. Ich habe ihn immer bewundert für diese Stärke! Ich war stolz auf ihn, wie toll er das alles mit sich hat machen lassen! Nach der Transplantation war er erschöpft aber auch zufrieden. Er bekam ganz liebe Geschenke von dem Krankenhaus, einen Clown und eine Tröstemöss https://www.facebook.com/groups/466408280835965/.
Oma und ich spielten, aßen und warteten auf die nächste Untersuchung. Ich bin sehr dankbar für die Unterstützung von Gabi. Allein hätte ich das alles gar nicht geschafft! Und Valentin war so tapfer!!!
Am zweiten Tag durften wir nach ein paar Untersuchungen und ein paar netten Besuchen von den Krankenschwestern das Karolinska Institut verlassen und hatten noch einen ganzen Tag für Stockholm City. Ein bisschen Sightseeing muss sein!
Also, Koffer schnell ins Hotel gebracht und ab mit der Bahn in die Stadt. Wir sind durch die Gamla Stan spaziert und haben Fika in einer wunderschönen Konditorei https://www.facebook.com/profile.php?id=100054597738009 gemacht. Ein Cafe von 1785 und fast so sah es von Innen auch aus 🙂
„Fika ist wie ein Pausenknopf im Leben und das Genießen des Augenblicks.“
Valentin war erschöpft von den 2 Tagen im Krankenhaus, dem Zugang legen, dem Blut abnehmen (einfach aus dem tropfenden Arm, um überhaupt ein bisschen Blut zu bekommen) und den unruhigen Nächten im nicht eigenen Bett. Wir waren froh, dass es vorbei war und wir wenigstens noch ein paar Stunden das Gefühl von Urlaub haben konnten.
Die Altstadt von Stockholm, die Gamla Stan, ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Allerdings ist man auch in 1-2 h durch. Es gibt sehr viele Touri Geschäfte , in denen man alles kaufen kann, was man nicht braucht. Es macht Spaß durch die engen Gassen zu schlendern und sich treiben zu lassen.
Für den Rest von Stockholm hatten wir keine Zeit mehr, es wurde so früh dunkel und wir waren müde und erschöpft! Am nächsten Tag sollte es ganz früh zurück gehen, wieder mit dem Zug…
Kurze Nacht, schnell alles eingepackt und wieder zum Hauptbahnhof Stockholm. Die Rückfahrt war zwar extrem voll im Zug, aber wir waren ja nun schon Profis im Zerlegen des Kinderwagens und Valentin hatte sichtlich Spaß mit uns!
In Kopenhagen hatten wir diesmal einen längeren Aufenthalt am Bahnhof – Zeit für Valentins 1. Besuch im Starbucks!
Ich bin dankbar für die Unterstützung von Oma Gabi, allein hätten wir das nie geschafft!